22.05.2016  LIQUI MOLY HBL

Balingen verliert gegen den Bergischen HC

Das hatte es in der Balinger SparkassenArena noch nie gegeben. Zumindest kann sich niemand daran erinnern, dass es schon mal der Fall war, dass die Zuschauer schon vor dem Schlusspfiff die Halle verlassen haben. Schuld daran war ein kollektiver Blackout der gesamten HBW-Mannschaft in den letzten 20 Spielminuten. Bei eigener 19:14-Führung gaben die Hausherren das Spiel aus der Hand und verloren am Ende mit 26:31.

Trotz der Niederlage werden die Gallier von der Alb auch in der kommenden Saison in der DKB Handball-Bundesliga mit dabei sein, denn bei weiterhin fünf Punkten Vorsprung auf den ersten Absteigerplatz, kann an den letzten zwei Spieltagen auch rein rechnerisch nichts mehr passieren.

„Ich bin richtig enttäuscht und auch sauer auf das was heute in der Halle passiert“, nahm HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel bei der abschließenden Pressekonferenz kein Blatt vor den Mund und er entschuldigte sich bei den HBW-Fans für das Auftreten der Mannschaft in der Schlussphase. Für den kollektiven Einbruch hatte Strobel keinerlei Verständnis. Dass der Mannschaft möglicherweise der letzte Biss gefehlt hat, weil schon vor dem Spiel der Klassenerhalt auch rein rechnerisch in trockenen Tüchern war, ließ er als mögliche Begründung nicht gelten. Er forderte von allen Beteiligten aus den verbleibenden zwei Spielen noch mindestens zwei Punkte. „Wir haben uns schließlich zum Ziel gesetzt, dass wir mit dem HSV Handball noch mindestens drei weitere Mannschaften auch sportlich hinter uns lassen. Dafür wäre heute ein Sieg sehr wichtig gewesen. Jetzt müssen die zwei Punkte entweder in Leipzig oder am letzten Spieltag zu Hause gegen die Füchse Berlin geholt“, ließ Strobel keinen Zweifel daran aufkommen, was er bis zum Saisonende noch erwartet.

Dabei hatte alles nach einem richtig schönen Handballabend in der Balinger SparkassenArena ausgesehen. Am Nachmittag hatten die Flensburger dafür gesorgt, dass der HBW auch in der kommenden Saison wieder in der stärksten Liga der Welt mit dabei sein wird und kurz vor Spielbeginn brandete zum zweiten Mal Beifall auf, als der Hallensprecher verkündete, dass Abwehrchef Davor Dominikovic seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag um weiteres Jahr verlängert hat. Als dann die ersten Spielminuten auch noch unterstrichen, dass sich beide Mannschaften nichts schenken werden, schien alles gerichtet. Nach dem 1:0 durch Martin Strobel war es vor allem Julian Krieg der seine Torjägerqualitäten immer wieder aufblitzen ließ. Drei Mal in Folge versenkte er den Ball im BHC-Gehäuse, da ihm aber auf der anderen Seite der Österreicher Viktor Szilagyi in nichts nachstand, blieb das Spiel völlig offen.

Nach dem 5:4, das Yves Kunkel per Strafwurf erzielte, konnte Christoph Theuerkauf zum 6:4 nachlegen und als erneut Julian Krieg und danach Jannik Hausmann auf Anspiel von Krieg das 8:4 erzielte, war es Zeit für Gästetrainer Sebastian Hinze, die erste Auszeit zu nehmen. Es blieb allerdings zunächst beim Vier-Tore-Vorsprung des HBW. Während in der ersten Viertelstunde die Balinger Abwehr stand wie ein Bollwerk, wurde sie Richtung Halbzeitpause immer durchlässiger. Allerdings steigerte sich jetzt Torhüter Peter Johannesson der zwischenzeitlich mal für Nachwuchskeeper Jonas Baumeister Platz machen musste. Als die beiden Mannschaften beim Stande von 15:13 in die Halbzeitpause gingen, deutete nichts darauf hin, dass die Gallier von der Alb das Spiel aus der Hand geben werden. Es war im ersten Durchgang zwar nicht alles rund gelaufen, aber im Großen und Ganzen konnte man zufrieden sein.

Auch beim Beginn der zweiten Hälfte gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Zuschauer am Ende die SparkassenArena enttäuscht verlassen könnten – ganz im Gegenteil. Julian Krieg traf zum 16:13 und Dennis Wilke erhöhte auf 18:14. Nach einem verworfen Strafwurf des Ex-Balingers Alexander Oelze erhöhte Fabian Böhm auf 19:14 und gleichzeitig wurde von den beiden Unparteiischen Maximilian Weiss für die zwei Minuten auf die Bank geschickt. Die Gallier von der Alb konnten ihre zahlenmäßig Überlegenheit aber nicht nutzen. Statt den Sack endgültig zuzumachen, kassierten sie von Viktor Szilagyi, der das Markierungsleibchen für den 7. Feldspieler übergestreift hatte, das 19:15. Der Versuch von Davor Dominikovic mit einer schnellen Mitte, das leere Tor zu treffen, scheiterte an der schnell zurücklaufenden BHC-Abwehr. Während die Gäste aus diesen zwei gelungenen Aktionen neue Emotionen weckten, führten sie bei den Gallier von der Alb zu einer völligen Blockade.

Egal was die Hausherren in der Folge auch versuchten, es ging alles schief. Es gab im Angriffsspiel mehr technische Fehler als gelungene Abspiele und in der Abwehr taten sich Scheunentor große Löcher auf. Als der BHC nur sechs Minuten nach dem 19:14 auf 20:19 verkürzt hatte, versucht HBW-Coach Frank Bergemann den Lauf der Gäste mit einer Auszeit zu stoppen. Christoph Theuerkauf konnte danach zwar wieder auf 21:19 erhöhen, aber den Kampfgeist und den Einsatzwillen der Gäste konnte er damit nicht mehr bremsen. Obwohl Torhüter Peter Johannesson in dieser Phase einige Male glänzende parieren konnte, schafft der BHC in der 49. Minute beim Stande von 22:22 zum ersten Mal den Ausgleich und als die Hausherren nur kurze Zeit später in Rückstand gerieten, brachen sämtliche Dämme. Während sich die Gäste in einen Rausch spielten, hatte es den Anschein, dass vom HBW jeder einzelne den Schlusspfiff herbeisehnt. Das sahen auch die Zuschauer auf der Tribüne und als die beiden Unparteiischen das Spiel beim Stande von 26:31 beendeten, hatten bereits viele die Halle verlassen.

Quelle: HBW Balingen-Weilstetten