29.01.2016  LIQUI MOLY HBL

FINALE! Deutschland schlägt Norwegen im Thriller von Krakau

Kai Häfner, Tobias Reichmann und der Rest der deutschen Mannschaft kannten kein Halten mehr, Bundestrainer Dagur Sigurdsson raste von der Bank aufs Feld, und alle waren am Ende nur noch ein Jubel-Knäuel: Zum ersten Mal in der Männer-EM-Geschichte musste eine Verlängerung über einen Finalteilnehmer entscheiden, und die DHB-Auswahl schrieb mit dem 34:33 (27:27) über Norwegen nach einem wahren Thriller Geschichte.

Am Ende war es Kai Häfner, der drei Sekunden vor dem Ende der Verlängerung der Siegtreffer gewann. Der Rest war nur noch Party, die deutschen Zuschauer in der Tauron-Arena von Krakau kannten kein Halten mehr. Zum dritten Mal nach 2002 und 2004 steht eine DHB-Auswahl in einem Europameisterschafts-Finale. Wer am Sonntag um 17 Uhr (live in der ARD) der Gegner sein wird, entschied sich später im zweiten Halbfinale Spanien – Kroatien.
 
Überragender Torschütze des deutschen Triumpfes war Tobias Reichmann, der zehn Tore bei zehn Versuchen (darunter sieben eiskalt verwandelte Strafwürfe) einnetzte. Eine bärenstarke Partie zeigten auch die beiden Nachnominierten Kai Häfner und Julius Kühn, die jeweils fünfmal in diesem Hitchcock-Thriller trafen.
 
Nach einem ausgeglichenen Start nutzte die DHB-Auswahl eine doppelte Unterzahl der Norweger, um sich auf 9:5 abzusetzen – es sollte in den gesamten 70 Minuten die deutlichste Führung einer der beiden Mannschaften sein. Torwart Andreas Wolff war der große Rückhalt, nach 30 Minuten hatte Reichmann zudem alle vier Strafwürfe verwandelt. Zudem sorgte auf der anderen Seite Rune Dahmke für zwei sehenswerte Treffer.
 
Aber die Norweger fingen sich wieder, vor allem, weil sich Torwart Ole Erevik (insgesamt 16 Paraden) steigerte. Nach zuvor sieben torlosen Minuten legten die Skandinavier nach dem 5:9 richtig los, trafen trotz zahlreicher Paraden von Andy Wolff eine Serie von 8:3 und lagen kurz vor dem Seitenwechsel mit 13:12 vorne, doch ein Doppelschlag von Erik Schmidt und Reichmann sorgte für die 14:13-Pausenführung, die alle Chancen für die zweite Hälfte offenhielt.
 
Dort startete die DHB-Auswahl dann wieder gut, doch mit der Zeit wurden zu viele klare Chancen vergeben, Erevik wuchs über sich hinaus – und beim 17:19 lag die deutsche Mannschaft nach 38 Minuten erstmals mit zwei Toren Differenz hinten.
 

Es ist unglaublich und es wird unglaublich bleiben! Da werden Erinnerungen an 2007 wach! Das DHB-Team steht im Finale!

Posted by DKB Handball-Bundesliga on Freitag, 29. Januar 2016
Aber die Mannschaft kämpfte, gab alles – angeführt von Reichmann, dessen sechster Siebenmetertreffer beim 20:19 das dritte deutsche Tor in Folge bedeutete. Und danach zog Sigurdsson sein nächstes Ass aus dem Ärmel: Julius Kühn, der für den verletzten Christian Dissinger nachnominiert wurde, traf nach Belieben. Aber auch der junge Gummersbacher konnte nicht verhindern, dass sich die Norweger wieder absetzten – beim 23:25 sieben Minuten vor dem Ende nahm Sigurdsson seine Auszeit und beorderte Carsten Lichtlein ins Tor.
 
Als Kühn zum fünften Mal traf, war beim 26:26 der x-te Ausgleich geschafft, die Spannung stieg ins Unermessliche. Beide Mannschaften hatten in der Schlussphase die Siegchance. Zunächst sorgte Tönnessen für das norwegische 27:26, 19 Sekunden vor dem Ende sorgte Rune Dahmke mit seinem dritten Treffer für den Ausgleich – der letzte Angriff der Skandinavier verpuffte – erstmals (seit 1994) musst in einem Männer-EM-Halbfinale eine Verlängerung entscheiden.
 
Und in der lag Deutschland zur Pause knapp mit 31:30 vorne, dank Reichsmanns zehntem Treffer. In der zweiten Hälfte der Verlängerung glich Norwegen erneut aus, bevor Häfner nach exakt 69:57 Minuten für den Riesenjubel sorgte.
 
Norwegen - Deutschland – in Krakau  33:34 (27:27, 13:14) nach Verlängerung
 
Deutschland: Lichtlein, Wolff; Sellin, Lemke, Reichmann (10/7), Wiede (2), Pekeler (3), Strobel (1), Schmidt (1), Fäth (4), Häfner (5), Dahmke (3), Kühn (5), Ernst, Pieczkowski, Kohlbacher
 
Norwegen: Erevik, Christensen; Sagosen (4), Kristensen, Hykkerud, Myrhol (5), Overby, Mamelund, Tönnessen (3), Jondal (5/2), Björnsen (8/5), Lindboe, Gullerud, O’Sullivan (3), Reinkind (2), Hansen (3)
 
Zuschauer in Krakau: 9100. - Schiedsrichter: Pichon/Reveret (Frankreich). - Zeitstrafen: 12:4 Minuten (O#Sullivan/4, Jondal, Björnsen, Hansen, Linboe – Pekeler, Kühn). -Siebenmeter: 7/8:7/7 (Jondal scheitert an Lichtlein)  - Spielfilm:3:2 (5.), 4:5 (10.), 5:9 (16.), 8:10 (20.),, 10:11 (25.), 13:12 (27.), 13:14  (Halbzeit) 17:17 (35.), 17:39 (38.)  19:19 (43.) 19:20 (43.), 24:22 (50.), 26:26 (53.), 27:27 (60.), 30:31 (65.), 33:34 (Endstand)
 
Foto: Sascha Klahn
 
Quelle: Deutscher Handballbund