14.04.2024  DHB-Pokal

SCM wie im Rausch, MT ohne Chance: Magdeburg feiert dritten Pokalsieg

„Hier regiert der SCM“: Zum dritten Mal nach 1996 und 2016 ist der SC Magdeburg DHB-Pokalsieger. Nach drei verlorenen Finals in 2019, 2022 und 2023 gewann das Team von Bennet Wiegert am Sonntag beim REWE Final4 das Endspiel in Köln mit 30:19 (13:11) gegen die MT Melsungen, die weiter auf den ersten Pokalsieg warten muss.

Es war der zweitdeutlichste Ausgang eines DHB-Pokal-Finales nach dem 30:15 des THW Kiel gegen den TV Niederwürzbach im Jahr 1998. Bis zur 40. Minute hatte es nach einem so klaren Resultat allerdings nicht ausgesehen. Die Melsunger waren bis zu diesem Zeitpunkt auf Augenhöhe, dann setzte sich der SCM ab – und der Erfolg hatte den gleichen Namen wie beim 30:25-Sieg im Halbfinale am Vortag gegen die Füchse Berlin: Torwart Sergey Hernandez Der Spanier wehrte insgesamt 20 Würfe ab und wurde auch völlig verdient als DKB-Spieler des Turniers ausgezeichnet. Beste Werfer beim neuen Pokalsieger waren Lukas Mertens mit sieben Treffern und Omar Ingi Magnusson (6).

Die Magdeburger hatten bei der Premiere des REWE Final4 im Vorjahr noch nach Siebenmeterwerfen gegen die Rhein-Neckar Löwen verloren, nun feierten sie nach dem Champions-League-Triumph im Vorjahr den zweiten Finalerfolg in der LANXESS Arena. Albin Lagergren, der im Sommer 2023 von den Löwen zum SCM gewechselt war, ist somit der einzige Titelverteidiger im DHB-Pokal.

Finale: SC Magdeburg – MT Melsungen 30:19 (13:11)

Wie schon beim Halbfinalerfolg gegen Flensburg setzte Melsungen auf ein 7-gegen-6 im Angriff und eine sehr offensive Deckung. Nach einem sehr hektischen und nervösen Beginn beider Seiten ging der SCM in Führung, hatte in der Folgezeit aber enorme Probleme im Angriff und konnte sich daher nicht auf mehr als zwei Tore absetzen.

Dafür stand Torwart Sergey Hernandez wie im Halbfinale gegen die Füchse wieder wie eine Wand. Neun Bälle wehrte der Spanier alleine vor der Pause ab. Das Spiel kontrollieren konnte Magdeburg aber nicht, was auch daran lag, dass MT-Schlussmann Adam Morawski zwei Siebenmeter von Omar Ingi Magnusson hielt. Gegen die physisch äußerst präsente und bewegliche Abwehr der Nordhessen setzte der SCM auf Einzelaktionen, die aber nicht immer von Erfolg gekrönt waren. Das 13:11 zur Pause für den aktuellen Champions-League war verdient, hätte sogar noch deutlicher ausfallen können.

Auch nach dem Wechsel hatte Magdeburg Probleme gegen die massive Melsunger Defensive. Die Partie war weiter zäh, lebte von der Spannung. Die zahlenmäßig deutlich überlegenen SCM-Fans versuchten alles, um ihre Mannschaft nach vorne zu peitschen, aber auch auf den Tribünen hielt der Melsunger Anhang lautstark dagegen. Schließlich war es DHB-Nationalspieler Lukas Mertens, der mit einem Doppelschlag zum 20:16 den Bann brach und für die erste Vier-Tore-Führung in Minute 40 sorgte.

Auch eine Melsunger Auszeit beim 17:22 in Minute 43 brachte keine Wende, im Gegenteil: der 13. Parade von Sergey Hernandez folgte das sechste Tor von Lukas Mertens, 14 Minuten vor Schluss war die Vorentscheidung beim 23:17 gefallen. „Super SC Magdeburg“ sangen die Tausenden SCM-Fans in der LANXESS arena. Und danach wurde es sogar richtig deutlich, schon Minuten vor dem Ende kannte der Jubel von Fans und SCM-Bank keine Grenzen mehr. Und die Fans wussten, wem sie zu danken hatten: „Sergey. Sergey“ hallte es nach dem Abpfiff durch die LANXESS arena.

Stimmen zum Spiel:

Bennet Wiegert, Trainer SC Magdeburg: Ich bin unheimlich stolz und happy, nach diesem Wochenende als Pokalsieger nach Magdeburg zurückfahren zu können. Das ist nicht selbstverständliche, denn an solchen Wochenenden kann alles passieren, und meist gewinnen nicht die Favoriten. Die Mannschaft hat das toll gemacht und angenommen, das ist eine Mannschaft mit Mentalität, Kraft, Power und Qualität. In der ersten Halbzeit machen wir viele Fehler, die untypisch für uns sind und Melsungen macht es uns richtig schwer und zwingt uns zu Fehlern. Die zweite Halbzeit ist dann nicht zu beschreiben, wir spielen uns in einen Rausch. Hinten steht ein überragender Sergey, der uns die Sicherheit gibt. Das muss alles erstmals sacken und ankommen, dann wird die Freude größer und größer.

Mark-Hendrik Schmedt, Geschäftsführer SC Magdeburg: Das ist ein sehr besonderer Titel. Ich bin im 14. Jahr Geschäftsführer des SCM, das war der emotionalste Titel nach der vergangenen Woche. Ich bin einfach nur stolz auf diese fantastische Mannschaft und stolz, dass wir Pokal mit nach Hause nehmen können. Köln war wieder ein tolles Event, ein rundum gelungenes Wochenende, ab Dienstag geht der Fokus wieder Richtung Bundesliga.

Matthias Musche, Spieler SC Magdeburg: Wir haben eine unglaubliche Mannschaft mit unglaublichen Spielern auf allen Positionen. Das war heute überragend, das war absolut verdient. Heute wird gefeiert, aber am Freitag geht es in Flensburg in der Liga weiter.

Gisli Kristjansson, Spieler SC Magdeburg: Köln liegt mir, hier fühle ich mich wohl. Es ist genial, dass wir den Pokal im dritten Anlauf gewonnen haben. Das ist ein unfassbar schönes Gefühl, dort oben auf dem Podium zu stehen. Unsere Fans waren wieder herausragend, sie haben uns gerade in der zweiten Hälfte unglaublich unterstützt, damit wir da Gas geben konnten. Die nächsten zwei Tage werden wir genießen.

Sergey Hernandez, DKB Spieler des Turniers und Torwart SC Magdeburg: Ich kann meine Gefühle ehrlich nicht beschreiben. Das ist alles unglaublich, ich habe so viele Emotionen. Das war ein unfassbarer Erfolg.

Lukas Mertens, Spieler SC Magdeburg: Es war überragend. Gestern hätte ich natürlich auch gerne gespielt, aber genau das ist es, was unsere Mannschaft ausmacht. Wir sind auf allen Positionen doppelt beesetzt, diese Konkurrenz belebt wirklich das Geschäft.

Roberto Parrondo Garcia, Trainer MT Melsungen: Magdeburg war 100 Prozent besser, in den letzten zehn Minuten waren wir keine Konkurrenz mehr. Als es minus fünf stand, haben wir nicht mehr gespielt, denn es war schwer für uns. Wir hatten nicht so viel Energie, aber kein Problem: ich weiß, welche Mannschaft wir sind und was wir können. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wir werden so weitermachen und vielleicht haben wir in zwei, drei Jahren einen großen Namen und sind dann in einer guten Situation. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.

Michael Allendorf, Sportvorstand MT Melsungen: Das war nicht der letzte Titel von Magdeburg in dieser Saison. Sie sind das Maß aller Dinge, das haben sie heute wieder bewiesen. Unsere Enttäuschung ist jetzt groß, spätestens morgen realisieren wir, was wir geschafft haben. Glückwunsch daher an unsere Mannschaft, Trainer und Fans – wir haben uns gut verkauft und drei gute Halbzeiten gespielt. Jetzt werden wir alles daransetzen, wieder nach Köln zu kommen und nächstes Jahr vier gute Halbzeiten zu spielen.

Ivan Martinovic, Spieler MT Melsungen: Das Ergebnis tut richtig weh, aber wir sind froh, dass wir überhaupt im Finale standen. Die Niederlage war absolut verdient, aber dennoch dürfen auch wir ein bisschen feiern.

Frank Bohmann, Geschäftsführer LIQUI MOLY HBL: Wir sind stolz auf die beiden Finalteilnehmer, obwohl schon nächste Woche für beide in der Liga wieder um vieles geht, haben sie trotzdem alles in die Waagschale geworfen. Das zeigt die Wertigkeit des Wettbewerbs, die Teams geben ihr letztes Hemd für den Pokal. Letztes Jahr waren wir ein erstes Mal in Köln, dieses Jahr hat die Ticket-Nachfrage das Angebot überschritten. Zudem hatten wir eine TV-Produktion wie noch nie bei einem Klubevent, solche Bilder habt ihr noch nicht gesehen, damit werden wir neue Menschen für den Handball begeistern. Fazit: das war Weltklasse in allen Bereichen. Auch mit den Fanklubs geht der Dialog weiter, wir haben uns vieles zu Herzen genommen, aber wir müssen allen gerecht werden, und andere Zuschauer wollen andere Sachen.

Foto: Klahn

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