18.01.2017  Handball Weltmeisterschaft

DHB-Team besteht Weißrussland-Test

Dank einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang besiegt die deutsche Nationalmannschaft Weißrussland bei der Handball-WM in Frankreich 31:25 (16:16) und verdient sich damit ein Endspiel um den Gruppensieg am Freitag gegen Kroatien.

Das Spiel in Kürze 

 

Zu Beginn des vierten WM-Gruppenspiels der deutschen Nationalmannschaft zeichnete sich ein ähnliches Bild wie tagszuvor gegen Saudi-Arabien ab: Im Angriff völlig mühelos, in der Deckung mit Problemen. Andreas Wolff, der im deutschen Tor startete, bekam nur selten eine Hand an die weißrussischen Abschlüsse. Weil der deutsche Angriffsmotor aber von Beginn an auf Hochtouren lief, hielt das DHB-Team nach zehn Spielminuten ein 6:6-Unentschieden. 

Dennoch: Weißrussland machte schon im ersten Abschnitt klar, dass auf den Europameister ein deutlich schwierigerer Prüfstein als zuvor Chile oder Saudi-Arabien warten würde. Nach 14 Minuten lagen die Bad Boys mit 8:10 zurück, Bundestrainer Dagur Sigurdsson zog die Notbremse und nahm das erste Team-Timeout.

Danach hielt vor allem der Gummersbacher Julius Kühn die Bad Boys aus dem Rückraum im Spiel. Und auch ein Wechsel im deutschen Tor zahlte sich aus: Silvio Heinevetter ersetzte ab der 24. Spielminute Andreas Wolff und parierte gleich den ersten Abschluss der Weißrussen. Trotzdem wollte dem DHB-Team kein Momentumwechsel gelingen. Ganz im Gegenteil: Kai Häfner rettete den Bad Boys mit einem Gewaltwurf unter die Latte wenige Momente vor der Halbzeitpause gerade noch ein 16:16-Unentschieden.

Diesen Schwung nahm das Team um Kapitän Uwe Gensheimer offensichtlich in den zweiten Abschnitt mit: Drei schnelle Tore von Patrick Groetzki sorgten für ein wenig Entspannung, die Defensive wirkte strukturierter. Knackpunkt dann zehn Minuten in der zweiten Hälfte: Das DHB-Team agierte nach Zeitstrafen für Simon Ernst und Paul Drux in doppelter Unterzahl, doch anstatt die knappe Führung nach dem vorherigen Zwischenspurt wieder abzugeben, baute der Europameister den Vorsprung auf 24:18 (42.) aus. Die Garanten: ein glänzender Heinevetter im Tor und der unglaublich fokussierte Steffen Fäth in der Offensive, der sich keinen einzigen Fehlwurf im Spielverlauf erlaubte.

Spätestens Kapitän Uwe Gensheimer mit einem Doppelschlag zum 28:23 machte den Deckel auf den vierten deutschen Sieg im vierten WM-Gruppenspiel drauf. Am Ende siegten die Bad Boys 31:25 und erkämpfte sich ein Endspiel um den Gruppensieg am Freitag gegen Kroatien.

 

Die Highlights 

 

1. Minute: Historischer Groetzki
Patrick Groetzki eröffnet per Gegenstoß den Torreigen gegen Weißrussland und leistet damit Historisches: Der Treffer des Rhein-Neckar Löwen ist der 4000. Einer deutschen Handball-Nationalmannschaft bei Hallen-Weltmeisterschaften.


11. Minute: Fäth läuft heiß
Die Offensive der deutschen Mannschaft ragt wie gegen Saudi-Arabien heraus. Besonders Steffen Fäth läuft im Rückraum heiß, schon das dritte Tor des Berliners zum 7:7.


14. Minute: Empty-Net-Goal für Weißrussland
In Unterzahl nimmt Deutschland den Torhüter raus und spielt mit einem siebten Feldspieler – das nutzt der weißrussische Schlussmann Viachaslau Saldatsenka und trifft übers gesamte Spielfeld zum 9:8 für den Außenseiter ins leere Tor.


20. Minute: Kühn kommt und trifft
Sigurdsson nimmt beim Stand von 8:10 die erste Auszeit, bringt Rückraum-Shooter Julius Kühn und der sorgt gleich für ordentlich Alarm. Drei Treffer des Gummersbachers in Folge und es steht 12:11 für Deutschland.


24. Minute: Torwartwechsel beim DHB-Team
Es ist bislang nicht das Spiel von Andreas Wolff. Der Bundestrainer reagiert und bringt Ersatzmann Silvio Heinevetter zwischen die Pfosten.


30. Minute: Häfner trifft mit dem Halbzeitpfiff
Kai Häfner rettet das Remis zur Halbzeit. Der Linkshänder steigt aus dem Rückraum hoch und schweißt den Ball zum 16:16 unter die Latte.

34. Minute: Dreifacher Groetzki sorgt für Entspannung
Aus der Kabine kommt vor allem Patrick Groetzki wie aufgedreht: Der Rechtsaußen legt drei Treffer in Folge zum 19:16 auf und sorgt für die erste etwas komfortablere Führung.


39. Minute: Heinevetter hält in doppelter Unterzahl
Erst sieht Simon Ernst eine Zeitstrafe, dann muss auch noch Paul Drux vom Feld. Die Deutschen machen sich das Leben selbst schwer, können sich aber auf Heinevetter verlassen. Der Schlussmann hält den Wurf von Außen und lässt die Weißrussen nicht herankommen.


43. Minute: Bad-Boy-Express rollt
Jetzt lassen die Bad Boys keine Fragen mehr offen: Heinevetter kommt so richtig in Fahrt und Kapitän Uwe Gensheimer trifft ins verwaiste weißrussische Tor, 24:18. Belarus nimmt die Auszeit.

46. Minute: Lemke wird gefeiert
Abwehr-Chef Finn Lemke erkämpft sich einen Ball am Kreis und rettet den Ballbesitz mit vollem Körpereinsatz an der Mittellinie. Die Reaktion des deutschen Publikums: Standing Ovations.


55. Minute: Der Kapitän macht den Sack zu
Zuerst per Strafwurf, dann im Gegenstoß: Uwe Gensheimer trifft zweimal in Folge zum 28:23 und macht den Deckel für sein DHB-Team drauf.

Spieler der Partie 

 

Steffen Fäth bleibt der Mister-100-Prozent im deutschen Team. Wie gegen Saudi-Arabien traf der Rückraumspieler auch gegen Weißrussland jeden seiner insgesamt sechs Würfe aufs Tor. Gerade in schwierigen Phasen übernahm der Berliner Verantwortung und schloss immer wieder abgeklärt ab.  

Zahlen, Daten, Fakten 

 

Deutschland – Weißrussland 31:25 (16:16)
Heinevetter, Wolff – Gensheimer (8/4), Lemke, Wiencek, Reichmann (1), Fäth (6), Groetzki (5), Häfner (2), Dahmke, Kühn (5), Ernst, Pieczkowski, Kohlbacher, Drux (4) für Deutschland // Matskevich, Saldatsenka (1) - Brouka, Kulesh (2), Shynkel (4), Astrashapkin, Pukhouski (2), Rutenka (2), Shylovich (4), Shumak, Yurynok (3), Baranau (2), Padshyvalau (1), Karalek (4), Tsitou, Gayduchenko für Weißrussland
Zuschauer: 5400 (Kindarena, Rouen)
Schiedsrichter: Khenissi/Boualloucha (Tunesien)

Mit dem ersten Tor im Match erzielte Patrick Groetzki den 4000. Treffer einer deutschen Handball-Nationalmannschaft bei einer Hallen-WM - historisch.

Groetzkis Zimmerkollege Uwe Gensheimer ist dagegen seine perfekte Quote bei den Strafwürfen los: Im vierten Gruppenspiel scheiterte der Kapitän das erste Mal im gesamten Turnierverlauf. Dennoch war Gensheimer mit insgesamt acht Treffern im Match der torgefährlichste deutsche Akteur.

So geht es weiter für die Teams

 

Nach vier Siegen in vier WM-Spielen wartet am Freitag (ab 17.45 Uhr LIVE auf www.handball.dkb.de) das große Endspiel um den Gruppensieg gegen Kroatien auf die Bad Boys. Auch die Kroaten haben sich bislang in Rouen noch keine Blöße gegeben, hatten gerade gegen die Außenseiter Saudi-Arabien und Chile aber mehr Mühe als das deutsche Team. Angeführt wird der Weltmeister von 2003 ohne Frage vom Kieler Domagoj Duvnjak. Kann der Europameister die Kreise des Welthandballers von 2013 einigermaßen stören, steigen die Chancen auf den Gruppensieg und damit auf ein Achtelfinale im nahe gelegenen Paris gegen den Gruppen-Vierten der Vorrundengruppe D. Verliert das DHB-Team gegen Kroatien, müsste es dagegen gegen einen stärkeren Gegner im 800 Kilometer von Rouen entfernten Montpellier antreten.