12.01.2019  Handball Weltmeisterschaft

Handballer wollen WM-Rausch "weiter befeuern" - Sorgen um Semper

Nach ihrem emotionalen WM-Auftakt richteten die deutschen Handballer den Fokus voll auf die nächste Aufgabe. Mit Brasilien hat das DHB-Team noch eine Rechnung offen. Rückraumspieler Franz Semper droht auszufallen.

Der gestrige Morgen begann für die deutschen Handballer mit einer halbstündigen Videositzung, dann kickten Uwe Gensheimer und Co. im Training eine Runde Fußball. Während der Kapitän als Torjäger glänzte, saß Bundestrainer Christian Prokop mit seiner Taktiktafel an der Seitenlinie und tüftelte längst am Matchplan für das Brasilien-Spiel.

"Wir wissen um unsere Stärken und wollen Schwung aufnehmen", sagte Prokop mit Blick auf die Partie heute (18.15 Uhr/ZDF). Auch wenn mit den Südamerikanern "ein ganz anderes Kaliber" warte, wolle man die "geile Atmosphäre weiter befeuern" und "die Auftritte weiter genießen".

Damit traf Prokop genau den Nerv seiner Spieler. Keeper Silvio Heinevetter zeigte sich auf der Pressekonferenz bestens gelaunt und sorgte mit kernigen Sprüchen für einige Lacher. Der Berliner schien 19 Stunden nach dem Eröffnungsspiel gegen Korea (30:19) noch beflügelt von der Atmosphäre. "Ausverkaufte Halle und so ein Empfang - da war schon ein bisschen Pippi in den Augen", sagte Heinevetter.

An seiner Motivation ließ er dabei keinen Zweifel. "Wir sollten nicht zu viel auf den Gegner gucken. Wenn wir unsere Leistung abrufen und in der Abwehr zeigen, was wir können, braucht uns nicht bange sein", sagte der Berliner.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning gab sich unterdessen als Mahner. Er betonte, dass der lockere WM-Start zwar ein "schönes Auftaktspiel" gewesen sei, "aber kein Maßstab für Erfolg. Am Ende soll nicht das Erlebnis Freude machen, sondern das Ergebnis."

Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Rückraumspieler Franz Semper. Am Freitag lag der einzige Turnier-Neuling mit erhöhter Temperatur und Schüttelfrost flach. Quarantäne im Einzelzimmer statt Training mit der Mannschaft.

"Es ist nicht so schlimm, dass wir uns mehr Gedanken machen müssen", beschwichtigte Prokop und gab vorsichtig Entwarnung: "Wir hoffen, dass er mit Vitaminshakes, Kuren und ein bisschen Ruhe die erste Aufregung verdaut und dann wieder dabei ist." Heinevetter ging sogar noch einen Schritt weiter: "Ein bisschen Schüttelfrost ist für Handballer kein Grund, nicht zu spielen und auch keine Ausrede wie in anderen Sportarten."

Ob mit oder ohne Semper: Mit einem Erfolg gegen Brasilien kann das deutsche Team bereits die Weichen für den Einzug in die Hauptrunde stellen. Doch Keeper Andreas Wolff, beim WM-Auftakt mit 56 Prozent gehaltener Bälle auffälligster Spieler, warnte: "Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht auf die Fresse bekommen." Mit der Partie am Samstag "geht das Turnier erst richtig los".

Über welche Qualitäten die Brasilianer verfügen, erlebten Wolff und Co. bei den Olympischen Spielen am eigenen Leib. Nach einem hitzigen Spiel verlor Deutschland vor zweieinhalb Jahren in Rio mit 30:33 - das soll sich am Samstag keinesfalls wiederholen. 

Dafür muss vor allem die Wurfausbeute besser werden. "Ein bisschen zu schlampig" sei man in der Chancenauswertung gewesen, monierte Kapitän Gensheimer. Doch Prokop vertraut seinen Spielern, die Fehlwürfe zum Auftakt bereiten ihm keine großen Sorgen. "Das wird kein Problem werden. Dafür sind alle stark ausgebildet", sagte der 40-Jährige.

Ansonsten nahm Prokop die "Erkenntnis mit, dass wir in vielen Bereichen gut funktionieren. Wir haben zwei Abwehrsysteme, die greifen." Zudem habe ihm die geringe Menge an technischen Fehlern gefallen. "Wir haben alle Spieler ins Turnier reingekriegt. Das ist eine positive Erkenntnis", sagte Prokop.

Quelle: SID

Foto: Klahn