23.10.2016  2. HBL

Herzschlagfinale in Wilhelmshaven

Was für eine verrückte Partie an der Nordsee: da führte die HSG Konstanz beim Wilhelmshavener HV bereits mit neun Toren (23:14, 41.) und musste dennoch bis zur letzten Sekunde um den 27:26-Sieg zittern. Die HSG Konstanz weist nun mit 9:9 Punkten wieder ein ausgeglichenes Punktekonto auf.

Freitagabend, 23 Uhr. Ankunft der HSG Konstanz im Göttinger Hotel. Der erste Weg der Spieler: ab ins Fitnessstudio, danach ins Schwimmbad. Die Müdigkeit aus den Beinen und Armen bekommen. Am Tag danach ist die Stimmung auf dem Weg nach Wilhelmshaven ausgelassen. Noch beim Fussballspielenauf einer Autobahnraststätte meint Rückraum-Shooter Mathias Riedel: „Heute habe ich ein gutes Gefühl.“

Und Riedel sollte sich nicht täuschen, die HSG zeigte sich nach ausgeglichenem Beginn (4:4) hellwach, stellte eine massive Abwehr und hatte mit Konstantin Poltrum wieder einen klasse Schlussmann zwischen den Pfosten.Dazu lief es auchin der Offensive im Vergleich zur Vorwoche gegen Saarlouis wieder prächtig. Felix Krüger – fünffacher Torschütze – ersetzte den erkrankten Paul Kaletschim rechten Rückraum hervorragend, netzte eine Fackel zum 8:7 in die Maschen des WHV-Tores und tankte sich wenig später erneut erfolgreich zum 11:7 (17.) durch die Schnittstelle der Abwehr der Nordseestädter. Genug Konstanzer Spielfreude für Wilhelmshavens Trainer Christian Köhrmann. Nach etwas mehr als 17 Zeigerumdrehungen musste er schon die zweite Auszeit nehmen und den Torwart wechseln.

Die HSG Konstanz ließ sich davon jedoch nicht bremsen. Gregor Thomann verwandelte gegen den 41-Jährigen Adam Weiner einen Gegenstoß bombensicher. Kurz darauf traf Matthias Stocker über das ganze Spielfeld in das leere WHV-Tor, als Konstantin Poltrum erneut mit einer spektakulären Parade die Angreifer der Norddeutschen zur Verzweiflung getrieben hatte. Und hätte der HSG-Torhüter nur eine Sekunde früher nach einer Parade auf das Tor der Gastgeber geworfen, die HSG wäre zur Halbzeit statt mit 18:11 mit 19:11 in die Kabine gegangen. So landete der Ball Sekundenbruchteile zu spät im Tor.

Aber auch so legte die HSG weiter nach und knüpfte nahtlos an die bärenstarke Leistung aus Durchgang eins an. Variabel, schwer ausrechenbar und von allen Positionen torgefährlich hatte die Defensive des WHV große Probleme, sich entsprechend zu formieren. So wirbelte Konstanz mit dem Rückenwind und dem Selbstvertrauen durch eine gute Abwehr- und Torhüterleistung weiter. Erst brachte Tim Jud die Nordfrost-Arena mit einem trockenen, ansatzlosen Schlagwurf zum Verstummen (22:14), dann setzte Fabian Schlaich mit einem Heber ein weiteres sehenswertes Highlight in die Maschen des WHV-Tornetzes. Wilhelmshavens Coach Köhrmann zückte bereits jetzt zum dritten Mal die grüne Karte.

Nun mit durchschlagendem Erfolg. Die Gastgeber bliesen nun zu einer eindrucksvollen Aufholjagd, Konstanz unterliefen nun Fehler über Fehler und der WHV konterte ein ums andere Mal. Tor um Tor schmolz der Vorsprung der HSG dahin. Aus einer 25:18-Führung wurde bald nur noch ein 25:23. Die Halle tobte. Erst Mathias Riedel brach den Bann nach fast neun torlosen Minuten und brachte seine Farben wieder mit drei Treffern in Front. Dennoch kam der WHV knapp zwei Minuten vor dem Ende noch zum Ausgleich. Höchste Herzstillstandgefahr für alle Zuschauer. Als die Gastgeber die Parte in Unterzahl beenden mussten, durfte sich schließlich Konstanz über ein Happy End freuen. Kapitän Fabian Schlaich netzte zum 27:26 aus spitzem Windel ein und eine Minute später lagen sich die Konstanzer in den Armen. Auswärtssieg Nummer drei nach einem wahren Nervenkrimi.

 

Wilhelmshavener HV – HSG Konstanz26:27 (11:18)

Wilhelmshavener HV:Markus Bokesch, Adam Weiner (Tor); Sebastian Maas (3), Lukas Kalafut, Kay Smits (1), EvgenyVorontsov (3), Steffen Köhler (1), Moritz Barow (7), Lukas Mertens (2), Jonas Schweigart, Oliver Köhrmann (1), MateyKozul (2), Tobias Schwolow (3/1), Rene Drechsler (3).

Trainer: Christian Köhrmann

HSG Konstanz: Konstantin Poltrum, Patrick Glatt (Tor); Fabian Schlaich (3), Gregor Thomann (6/1), Mathias Riedel (5), Matthias Stocker (4), Michael Oehler, Felix Krüger (5), Fabian Maier-Hasselmann, Felix Gäßler, Tim Jud (2), Chris Berchtenbreiter (2), Sebastian Bösing.

Trainer: Daniel Eblen

Schiedsrichter: Schulze/Tönnies

Zuschauer:1092.

 

Text: HSG Konstanz

Bild: Wilhelmshavener HV