27.10.2016  DHB-Pokal

Kiel wirft den Titelverteidiger raus

Am Ende wurde es dramatisch, nach einem 19:22 kam der kämpferisch überzeugende SC Mageburg noch einmal auf, setzte den THW Kiel in den letzten Sekunden unter Druck. Dank individueller Klasse sowie etwas Glück durften die Gäste dann aber doch das Ticket in das Viertelfinale bejubeln. In einer von den Deckungsreihen und starken Torhüterleistungen geprägten Partie, die den Zuschauern neben Spannung auch intensiven Handball bot, waren der Magdeburger Robert Weber (8/5) und Niclas Ekberg (6) die besten Werfer.

Beide Teams gingen mit Druck in die Partie: Der THW Kiel hatte nicht nur die - durchaus gewohnte - Last des Favoriten zu Schultern, nach mehreren verpassten Endrunden soll in dieser Saison endlich einmal wieder das Ticket zum Final4 des DHB-Pokals in Hamburg gelöst werden. Der SC Magdeburg hatte hingegen die Chance auf dem Weg zur Titelverteidigung einen der ärgsten Konkurrenten vor heimischer Kulisse auszuschalten - allerdings hallte das unerwartet deutliche 24:34 im letzten Ligaspiel bei Aufsteiger Minden noch nach. Gegen den Rekordmeister sollte Wiedergutmachung betrieben werden.

Dies gelang dank einer guten Deckung zunächst recht gut. Die 6:0-Formation der Magdeburger stand gut, verschob aufmerksam und ließ die Kieler vor allem durch die Mitte nicht zum Erfolg kommen. Die erste Aktion, nach Anspiel von Christian Zeitz war Patrick Wiencek mit einer Hand erfolgreich, war eine der wenigen Ausnahme. Niklas Ekberg beantwortete die Ausgleichstreffer der Magdeburger mit Treffern aus dem Schnellen Spiel heraus, ein Doppelschlag von Matthias Musche und Zeljko Musa sorgte in der neunten Minute dann aber für die erste Führung der Hausherren.

Ein wichtiger Faktor im Spiel des SCM war Jannick Green. Auf dem Torhüter lastete besonderer Druck, da sein eigentlicher Stellvertreter Dario Quenstedt aufgrund der Disqualifikation mit Blauer Karte in der Liga gesperrt war - auf der Bank saß Nachwuchshoffnung Florian Link. Dieser musste zunächst aber nicht eingreifen, Green ließ die Werfer des THW gleich reihenweise verzweifeln - insbesondere Raul Santos. Der junge Österreicher griff sich dann sechs Minuten vor der Pause einen Siebenmeter, um mit dem 8:8 seinen ersten Treffer zu erzielen.

Magdeburg hatte bis dato vorgelegt, hatte kurz zuvor aber einen weiteren personellen Rückschlag hinnehmen müssen: Matthias Musche hatte Domagoj Duvnjak in vollem Lauf von hinten umgestoßen und trotz umgehender Entschuldigung für diese Aktion die Rote Karte gezeigt bekommen. Nicht nur die folgende Unterzahl überstand der SCM aber unbeschadet, die Gastgeber gaben bis zur Pause weiter den Ton an.

Nach einer Einzelaktion von Nemanja Zelenovic und einem erfolgreichen Block des SCM, nahm Alfred Gislason die Auszeit - doch auf der Gegenseite sorgte dann Robert Weber mit dem 10:8 für den ersten Zwei-Tore-Abstand der Partie. Dieser hätte auch beim Seitenwechsel Bestand haben können, doch nach einer Auszeit zwölf Sekunden vor der Sirene ging der letzte Spielzug der Magdeburger trotz eines zusätzlichen Feldspielers nicht mehr auf. Das Team von Bennet Wiegert nahm ein 11:10 mit in die Kabinen.

Der Rückraum des THW Kiel hatte im ersten Abschnitt nicht die gewohnte Durchschlagskraft entfalten können, nach Wiederbeginn setzten Nikola Bilyk und der eingewechselte Marko Vujin dann aber gleich zwei Ausrufezeichen - die die Führung zu den Gästen wechseln ließ. Der SCM antwortete mit einem Treffer ins leere Tor, der THW hatte in Unterzahl im Angriff einen zuätzlichen Feldspieler gebracht und Yves Grafenhorst die sich bietende Gelegenheit genutzt. Weiter vor legte aber der THW, zunächst durch Duvnjak, dann durch Vujin.

Die Magdeburger hatten Probleme in der Deckung zum Spiel des ersten Abschnitts zurückzufinden und auch Jannick Green konnte zunächst nicht die Werte von vor der Pause erreichen. Dies lag aber auch am THW Kiel, der nun insbesondere im Angriff konsequenter agierte. Und dies nicht nur im Positionsangriff, wieder ging es schnell und Niclas Ekberg sorgte mit dem 16:14 für die erste Zwei-Tore-Führung der Kieler. Als nach einem Doppelschlag von Raul Santos dann beim 18:15 erstmals drei Treffer zwischen den Konkurrenten lagen, griff Bennet Wiegert zur Grünen Karte und nahm die Auszeit.

Danach stabilisierten sich die Magdeburger wieder, Robert Weber und Michael Damgaar brachten die Hausherren auf ein Tor heran und dann sorgte der junge Florian Link für ein weiteres Zeichen: Der Youngster kam für einen Siebenmeter auf das Parkett und wehrte den Versuch von Raul Santos ab, die Halle feierte die Aktion lautstark. Green kehrte ins Tor zurück, war bei der nächsten Chance der Kieler zur Stelle und auch bei der übernächsten, als Wiencek nach einer Auszeit gut freigespielt worden war. Trotz einiger vergebener Aktionen in der Offensive konnte Magdeburg den dritten Treffer in Serie setzen, von der Siebenmeterlinie sorgte Robert Weber für das 18:18.

Mit etwas Glück beendete Nikola Bilyk dann die fast achtminütige Durststrecke der Kieler, die nun gegen die Magdeburger 6:0 auf eine große Formation mit Bilyk auf Außen setzten. Der Österreicher kassierte in der Deckung dann eine Hinausstellung, doch auch dank einer Glanztat von Niklas Landin und eines Abspielfehlers der Magdeburger blieb diese ohne größeren Schaden für die Gäste. Die Nerven wurden zunehmend zu einem Faktor und dieser schien für den THW zu sprechen: Ein platzierter Wurf von Marko Vujin sorgte für das 20:18 und Andreas Wolff wehrte einen Strafwurf von Robert Weber ab. Kiel verpasste aber die vielleicht vorentscheidende Weichenstellung, Wiencek ließ eine weitere Großchance aus.

Ein erfolgreich abgeschlossener Schnellangriff von Robert Weber brachte Magdeburg wieder auf ein Tor heran und Green war beim nächsten Versuch von Vujin zur Stelle. Die Kieler blieben aber in Ballbesitz und spielten in der nun hitzigen Atmosphäre ihre individuelle Klasse aus: Bei erhobenem Arm der Schiedsrichter setzte Lukas Nilsson einen Gewaltwurf zum 21:19 in die Maschen. Auf der Gegenseite funktionierte die Aufgabenteilung im Tor weiterhin: Landin hatte mehrfach aus dem Spiel heraus gehalten und beim Siebenmeter war dann Andreas Wolff wieder zur Stelle - mit dem Fuß wehrte er den Strafwurf von Nemanja Zelenovic ab.

Der SC Magdeburg ließ sich aber nicht entmutigen, auch nicht vom 22:19 durch Domagoj Duvnjak, der den Favoriten wieder mit drei Toren in Vorlage brachte. Jacob Bagersted gelang die Antwort und dann spekulierte Yves Grafenhorst richtig, eroberte den Ball und konnte Nemanja Zelenovic auf die Reise schicken, der sich energisch durchsetzte und den Anschluss zum 21:22 setzte. Alfred Gislason griff zwei Minuten vor dem Ende zur Auszeit, doch Green bescherte seinem Team die Chance auf den Ausgleich. Landin und der Pfosten verhinderten diesen aber. Das Glück blieb Kiel auch in den letzten Sekunden hold, die Gäste verloren im letzten Angriff noch den Ball, doch der letzte Wurf kam zu spät und so jubelte der THW unter dem Pfeifkonzert der Halle über den Einzug ins Viertelfinale.

Text: SC Magdeburg

Bild: Klahn