12.01.2017  Handball Weltmeisterschaft

Dominik Klein: "Es wird schwer, gegen Frankreich etwas auszurichten"

Seit dem Sommer 2016 spielt WM-Experte Dominik Klein für den französischen Spitzenklub HBC Nantes und kennt sich damit im Land des WM-Gastgebers bestens aus. Zuvor war der Linksaußen lange Jahre für den THW Kiel (2006-16) in der DKB Handball-Bundesliga aktiv und avancierte zum absoluten Publikumsliebling. Im Interview blickt er auf die Stimmung in Frankreich, die Chancen der Bad Boys und zieht einen Vergleich zwischen den Ligen.

Seit Sommer spielst du für den HBC Nantes in Frankreich, du kennst dich also bestens aus im Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2017. Ist bei den Franzosen das WM-Fieber ausgebrochen? 

Dominik Klein: Auf jeden Fall. Man muss sich nur mal anschauen, welche Werbetrommel hier gerührt wird. Die Stars der französischen Nationalmannschaft sind wirklich überall zu sehen, im TV laufen Werbespots und in den Supermärkten gibt es Fanartikel zu kaufen. Die WM-Standorte sind absolut verrückt nach Handball, wie man an Nantes sehen kann. Erst kurz vor Weihnachten wurde hier beim Spiel meines HBC Nantes gegen Paris St. Germain mit 11.000 Fans ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Und beim Eröffnungsspiel gegen Brasilien hat man ja gesehen, wie sich die Fans auf das Turnier freuen!

Welche Rolle spielt Handball in der Sportnation Frankreich allgemein? 

Dominik Klein: Handball ist in den Medien sehr stark vertreten, da muss man nur einmal einen Blick in die L´Équipe werfen. Durch die Erfolge der letzten Jahre hat der Sport eine ungemeine Popularität bekommen. Mit Nikola Karabatic, Daniel Narcisse oder auch Thierry Omeyer spielen Stars in der Nationalmannschaft, die das ganze Land kennt.

Die Vorfreude ist also groß. Welche Stimmung ist in den Hallen zu erwarten? Sind die Franzosen handballverrückt? 

Dominik Klein: Beim Rekordspiel gegen Paris St. Germain und auch gestern beim WM-Auftakt war zu sehen, wie leidenschaftlich hier Handball geschaut wird. Da hat man gemerkt, wie sich der Franzose mitreißen lässt und was für eine Stimmung hier entstehen kann. Die französischen Spiele sind schon alle ausverkauft und auch bei den anderen Partien erwarte ich eine tolle Stimmung.

Du hast Handball-Deutschland zum WM-Tippspiel der DKB Handball-Bundesliga herausgefordert und das Turnier dafür im Kopf schon durchgetippt. Wer ist dein Favorit auf den Titel? 

Dominik Klein: Meine Nummer eins auf den Titel ist Frankreich, da sie zu Hause spielen, die Fans im Rücken haben und in den letzten Jahren immer um den Titel mitgespielt haben. Das Auftaktspiel gegen Brasilien, mit diesen Torhütern und einer starken Defensive, war sensationell. Da wird es schwer, etwas gegen Frankreich auszurichten. Bei Olympia und der EM hat man aber gesehen, dass auch mit Deutschland wieder zu rechnen ist. Zusammen mit Spanien und den Dänen sehe ich eine Vierergruppe, die sich Richtung Finale in Paris spielen wird.

Was hat dich gereizt, ganz Handball-Deutschland zum Tippen herauszufordern? 

Dominik Klein: Im Mannschaftskreis haben wir uns immer mit Fußball-Tipprunden die Zeit bei Auswärtsfahrten vertrieben. Da habe ich nie zu den besten gehört, deshalb kitzelt es mich, endlich vorne dabei zu sein. Ich habe auch extra nur den ersten Spieltag abgegeben, um zu sehen, wie sich das Turnier entwickelt.

Dominik Klein ist bereit!

Wie weit nach vorne hast du die deutsche Nationalmannschaft getippt? 

Dominik Klein: Ich tippe auf einen Auftaktsieg gegen Ungarn und jeder weiß, was möglich ist, wenn man sich zu Beginn eines Turniers Selbstvertrauen holt. Wir werden sehen, was in den KO-Spielen passieren wird, aber um das Halbfinale werden sie auf jeden Fall mitspielen können. 

Hast du auch eine Überraschungsmannschaft auf dem Zettel?

Dominik Klein: Da ich gerne verfolge, wie die Trainer arbeiten und welche Entwicklungen Mannschaften unter Trainern nehmen, traue ich Ungarn und den Norwegern ein starkes Turnier zu, auch wenn sie nicht zu den Topfavoriten gehören.

Wenn man die deutsche WM-Mannschaft oder auch die Kader der Vereine in der DKB Handball-Bundesliga betrachtet, fällt auf, dass immer mehr junge deutsche Spieler dabei sind.

Dominik Klein: Die Entwicklung zeigt, dass die erfolgreichen Mannschaften, verstärkt auf junge deutsche Talente setzen. Leipzig oder auch Erlangen haben so einen großen Schritt nach vorne gemacht. Das macht schon Spaß, das zu sehen.

Neben der DKB Handball-Bundesliga kennst du nun auch die französische Liga. Wie würdest du die beiden Ligen vergleichen?

Dominik Klein: In Frankreich ist das Spiel schneller und körperlicher, die individuelle Klasse wird mehr herausgestellt. In Frankreich wird den individuellen Stärken ein großer Freiraum gelassen, in Deutschland haben die Spieler hingegen eine höhere taktische Verantwortung.

Du kennst Land und Leute, die Nationalmannschaft sowie auch viele internationale Handball-Stars. Daher führst du neben dem Tippspiel für die DKB Handball-Bundesliga auch eine WM-Kolumne. Worauf können wir uns freuen?

Dominik Klein: Ich berichte von meinen persönlichen Eindrücken bei der WM, verfolge natürlich das Turnier der Bad Boys und treffe sicher auch den ein oder anderen alten Bekannten wieder. In Nantes spielt von den Namen her die interessanteste Vorrunden-Gruppe und da wird es sicher das ein oder andere Wiedersehen geben. Da freue ich mich schon drauf.

Vielen Dank für das Gespräch!

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