13.12.2018  LIQUI MOLY HBL

Bietigheim will im Derby die nächsten Punkte

Für einen Handballabend sind die unterschiedlichen Ausgangspositionen vergessen. Es ist Derbyzeit, wenn am Donnerstag um 19 Uhr der TVB Stuttgart in der Porsche-Arena die SG BBM Bietigheim erwartet. Der Trainer des Aufsteigers Ralf Bader bringt die Motivation auf den Punkt: „Keiner will in der Region Stuttgart der Verlierer sein“.

Der junge Bietigheimer Chefcoach kennt diese besondere Stimmung in den württembergischen Derbys selbst noch allzu gut aus der Spielerperspektive in den Trikots des VfL Pfullingen und des TV Neuhausen. Genauso ergeht es einer ganzen Reihe seiner Akteure auf dem Feld aus vielen Begegnungen in Liga 2. Jetzt stehen sich die Lokalrivalen erstmals in der 1. Liga gegenüber. „Der Druck kommt diesmal von innen“, weiß Bader. „Alle wollen in diesem Spiel dabei sein und im Derby etwas Großes erreichen.“ Das gilt auch für die Fans, die sich an einem Donnerstagnachmittag aus Bietigheim-Bissingen in die Landeshauptstadt aufmachen, 120 sicherten sich ihr Ticket alleine über die Geschäftsstelle der SG BBM.  

Aber Bader ist bei aller Derby-Euphorie auch Realist: „Die Rollen sind klar verteilt. Stuttgart ist immer ein starker Gegner und erst Recht zu Hause in der Porsche-Arena der Favorit.“ Beide Teams könnten am 17. Spieltag zum Abschluss der Hinrunde die Punkte gut gebrauchen. Mit der 25:31-Niederlage beim HC Erlangen verpasste der TVB Stuttgart eine Chance, sich von der Abstiegszone abzusetzen. Sollte er am Donnerstag auch gegen Bietigheim verlieren, wäre der Abstand auf drei Punkte geschrumpft. „Wir müssen uns aufrappeln. Die Leistung gegen Erlangen wird uns im Derby nicht reichen“, wird denn auch TVB-Coach Jürgen Schweikardt deutlich.  

Der Tabellenvorletzte aus Bietigheim will zu seinen 6 Pluspunkten bis zur WM-Pause möglichst noch zwei weitere Zähler sammeln. Allzu viele Gelegenheiten dafür bleiben nicht mehr, es stehen noch die Heimpartie gegen den THW Kiel (22.12.) und das zweite württembergische Derby bei FrischAuf Göppingen (26.12.) auf dem Spielplan. „Die sechs Punkte bedeuten, dass wir nicht ohne Chancen ins Jahr 2019 starten werden“, formuliert Ralf Bader mit Bedacht.„Unabhängig davon werden wir in den ausstehenden Spielen alles versuchen noch Punkte zu holen“. Ganz abgesehen davon, dass seine Jungs die Hinrunde nicht als Tabellenletzter abschließen wollen. Am Donnerstag steht zeitgleich mit der Partie Eulen Ludwigshafen gegen Gummersbach noch ein weiteres Kellerduell auf dem Spielplan, bei dem sich die Eulen im Erfolgsfall vom Tabellenende lösen könnten.

Für solche Gedankenspiele lässt Bader seinen Jungs in der Vorbereitung auf die Partie in der Porsche-Arena jedoch wenig Raum. Kapitän Patrick Rentschler wird sehr wahrscheinlich wieder mitwirken können, sollten die Belastungstests Anfang der Woche positiv ausfallen. Das letzte Heimspiel gegen den HC Erlangen soll, auch wenn es am Ende mit 24:26 verloren ging, im punkto Einsatzwillen und Engagement zur Blaupause fürs Derby werden. Der deutlich erkennbare Aufwärtstrend in der Spielstruktur soll sich fortsetzen. Klar ist, dass Bader am Donnerstag zusätzlich den einen oder anderen taktischen Schachzug aus der Schublade wird holen müssen. Denn nur wenn es gelingt den Favoriten zu Hause in der einen oder anderen Situation zu überraschen, könnten die Punkte in Reichweite kommen.  

Der Tabellenvierzehnte aus Stuttgart hat den Ausfall von Michael Kraus erstaunlich gut kompensieren können. Der Spielmacher ist mit seinen 72 Toren der beste Werfer beim TVB. Der 35-jährige Weltmeister von 2007 klopfte dank seiner überragenden Leistungen im Vorfeld der Heim-WM noch einmal ans Tor der Nationalmannschaft. Vermutlich nur der Bruch der Mittelhand machte dem Comeback einen Strich durch die Rechnung. Doch das Team von Jürgen Schweikardt hat im Offensivspiel schnell andere Lösungen gefunden. In die Bresche springen im Rückraum Bruder Michael Schweikardt, Dominik Weiß oder David Schmidt, Neuzugang von den Eulen Ludwigshafen. Und auch der zweite „Neue“ im Rückraum, der Schweizer Lukas von Deschwanden erntete zuletzt ein Extralob seines Trainers.  

Viel wird am Donnerstag davon abhängen, ob der Aufsteiger den Stuttgarter Abwehrriegel vor TVB-Keeper Johannes Bitter wird knacken können. Viele Stimmen rechnen mit einer offensiv bestimmten Partie. Immerhin sind Bietigheim und Stuttgart zumindest in einer Kategorie führend. Die Beiden sind die Teams mit den meisten Gegentreffern in der Liga.

Quelle: BBM

Foto: Wolf