05.11.2018  LIQUI MOLY HBL

Melsungen setzt Ausrufezeichen in Hannover

Die TSV Hannover-Burgdorf musste sich zum ersten Mal in dieser Saison zuhause geschlagen geben. Vor 5.013 Zuschauern unterlagen DIE RECKEN mit 36:29 (22:15) gegen die MT Melsungen. „Melsungen war heute das komplette Spiel besser und geht verdient als Sieger vom Feld“, musste RECKEN-Trainer Carlos Ortega anerkennen und zeigte sich vor allem über die eigene Verteidigung verärgert: „Wir haben heute in der Abwehr einiges vermissen lassen. 22 Tore in der ersten Hälfte sind einfach zu viel."

Bereits vor Spielbeginn mussten die Niedersachsen einen personellen Rückschlag hinnehmen. Nationalspieler Fabian Böhm konnte wegen einer Ellenbogenverletzung nicht mitwirken. Umso wichtiger war es, dass sich Mait Patrail im linken Rückraum, nach überstandener Rückenverletzung, wieder fit meldete.     

Das Topspiel der DKB Handball-Bundesliga begann zunächst ausgeglichen, doch es zeichnete sich bereits frühzeitig ab, dass die MT Melsungen am heutigen Tag das bessere Team sein sollte. DIE RECKEN leisteten sich vorne zu viele Ballverluste und konnten in der Abwehr kaum Ballgewinne verzeichnen. Die frühe Auszeit von Trainer Carlos Ortega brachte nur wenig Besserung und konnte nicht verhindern, dass die Melsunger nach fünfzehn Minuten auf 11:6 davonziehen konnten.

Kurz darauf gingen DIE RECKEN das erste Mal in Überzahl und versuchten mit zwei Kreisläufern im Angriff und der 5:1 Verteidigung neue Impulse zu setzen. Vor allem in der Abwehr fand das Team weiterhin jedoch wenig Mittel, um den wurfstarken Melsunger Rückraum zu stoppen. Die Konsequenz war der deutliche 22:15 Rückstand, denn die Niedersachsen mit in die Pause nahmen. „Mit so vielen Gegentore wird es in der stärksten Liga der Welt schwer, Spiele zu gewinnen“, legte Carlos Ortega den Finger in die Wunde.

Den Beginn der zweiten Hälfte konnte die Mannschaft, wie schon zu Spielbeginn, ausgeglichener gestalten. Allerdings gelang es Kapitän Kai Häfner und Co. zu selten, mehrere gute Aktionen aneinander zu reihen, um den Rückstand weiter verkürzen zu können. In der 37. Minuten musste das Team dann zu allem Überfluss einen weiteren personellen Rückschlag hinnehmen, als der gerade erst wieder genesene Mait Patrail unglücklich landete und fortan nicht mehr weiterspielen konnte. „Wir haben noch keine Diagnose, aber es sieht nicht gut aus. Wir hoffen trotzdem, dass es nicht allzu schlimm ist“, beschreibt der sportliche Leiter Sven-Sören Christophersen.  

Trotz des Schocks gelang es den RECKEN in der Folge, bei denen Olsen jetzt im linken Rückraum und Kai Häfner auf der Spielmacherposition agierten, auf fünf Tore heranzukommen. Doch im Angriff fehlte zu häufig die Zielstrebigkeit, zudem legte Melsungen immer wieder einen Gang zu und ließ so keinen Zweifel am verdienten Auswärtssieg aufkommen. „Wir müssen besser verteidigen, das steht außer Frage. In den letzten beiden Spielen ist uns das nicht gelungen, so dass wir da ansetzen müssen“, erklärt Christophersen.

Trainer Carlos Ortega hat aber nicht lange Zeit, um Lösungen zu finden denn der November hält für DIE RECKEN ein knackiges Programm parat. Zunächst reisen die Niedersachsen am nächsten Sonntag nach Lemgo und anschließend spielt man zum ersten Mal in dieser Saison an einem Donnerstag zu Hause gegen den Aufsteiger SG BBM Bietigheim in der TUI Arena. „Wir haben bisher nicht gejammert und wollen das auch zukünftig nicht tun. Wir müssen wegen der Ausfälle enger zusammenrücken und das als Mannschaft in den nächsten Aufgaben auffangen“, gibt sich Sven-Sören Christophersen kämpferisch.

Stimmen zum Spiel

Carlos Ortega: Wir hatten große Probleme in der Abwehr, wofür wir aber keine richtige Erklärung haben. 22 Gegentore in einer Halbzeit, das ist eindeutig zu viel. Andererseits muss man die Leistung der MT anerkennen, die ein Top-Spiel abgeliefert hat. 

Heiko Grimm: Ich muss der Mannschaft ein Riesenlob für die tolle Teamleistung aussprechen. All das, was wir uns vorgenommen und miteinander verabredet hatten, wurde beherzigt. Es wurde auch während des Spiels viel miteinander gesprochen, es war viel Bewegung auf dem Feld. Insgesamt war es ein sehr cooler, disziplinierter Auftritt. So muss man als Auswärtsmannschaft spielen. Ich möchte deshalb keine einzelnen Spieler herausheben. Auch wenn es bei Domagoj Pavlovic, Lasse Mikkelsen, Finn Lemke, Simon Birkefeldt und Johan Sjöstrand naheliegen würde. Denn auch alle anderen Spieler, die heute weniger offensiv in Erscheinung getreten sind, haben jeweils zu diesem Erfolg beigetragen, weil sie sich dem taktischen Gesamtplan untergeordnet haben. In der Halbzeitpause habe ich gesagt,, dass wir diesen komfortablen Vorsprung nicht einfach verwalten sondern auch die zweiten 30 Minuten unter Beibehaltung des hohen Tempo gewinnen wollen. Das ist uns gelungen. Wir bleiben dennoch – nicht zuletzt aus Respekt vor dem Gegner – auf dem Teppich. Denn es nicht unbedingt zu erwarten, dass einem jede Woche so viel gelingt wie heute.

Statistiken zum Spiel

TSV Hannover-Burgdorf - MT Melsungen 29:36 (15:22)

TSV Hannover-Burgdorf: Lesjak (1.-13. Min., 16.-30. Min.; 2 Paraden / 9 Gegentore G.), Ziemer (13.-23. Min., 31.-60. Min.; 4 P. / 7 GT) – Cehte, Mavers, Patrail 1, Thiele, Pevnov 1, Lehnhoff 2/2, Häfner 7, Ugalde 1, Krone, Srsen, Olsen 6, Brozovic 4/2, Feise 2, Kastening 5 – Trainer: Carlos Ortega

MT Melsungen: Sjöstrand (1.-60. Min; 13 P. / 29 GT.), Simic (n.e.) – Maric 5, Lemke 6, Reichmann 5/2, Ignatow 1, Kunkel, Mikkelsen 5/2, Danner 2, P. Müller, Allendorf, Birkefeldt 6, Pavlovic 6 – Trainer Heiko Grimm

Schiedsrichter: Peter Behrens / Marc Fasthoff (Wuppertal / Neuss)

Zeitstrafen: 6 Min. – 8 Min. (Cehte, Olsen, Brozovic – Maric, Reichmann, Danner, Birkefeldt)

Siebenmeter: 4/7 – 4/4 (Kastening scheitert an Sjöstrand, 04:41 Min. und 40:06 Min., Lehnhoff scheitert an Sjöstrand 34:03 Min.)

Zuschauer: 5.013, TUI Arena Hannover

Quelle: TSV Hannover-Burgdorf

Foto: Vosshage